JUST Sylt unterstützt Ocean Care

Weniger Fisch ist Meer

Wir als JustSylt Magazin setzen uns seit einiger Zeit aktiv für NGOs ein. In unserer Winterausgabe haben wir speziell Non-Governmental Organizations, die sich dem Schutz der Meere widmen, in den Fokus gerückt und ihnen eine Plattform geboten. Das Magazin kann auf unserer Website heruntergeladen werden. Wir möchten auch in Zukunft verschiedenen Organisationen die Möglichkeit geben, sich zu präsentieren und somit Aufmerksamkeit und Bewusstsein für wichtige Themen zu schaffen.

Der weltweite Fischkonsum wächst rasant – mit heftigen Problemen. In der Schweiz sind Lachs und Crevetten besonders beliebt.

Fisch und Meeresfrüchte gehören zu den wertvollsten Nahrungsmitteln. Sie liefernhochwertiges Eiweiß, wichtige Nährstoffe und die berühmten Omega-3-Fettsäuren. So findet sich kaum ein Ernährungsberater, der – ungeachtet der Überfischung der Weltmeere – die regelmäßige Fischmahlzeit nicht wärmstens empfehlen würde. Fisch ist gesund, wohlschmeckend und fast überall verfügbar.

Dennoch dürfte die anhaltend rasante Zunahme des globalen Fischkonsums manche Leser erstaunen. Kein anderer tierischer Eiweißlieferant kann mit diesem Wachstumstempo mithalten, egal ob Fleisch, Eier oder Milchprodukte. Bei einem jährlichen Zuwachs von 3,1 Prozent seit 1961 ist der Fischverzehr deutlich schneller gewachsen als die Weltbevölkerung. Der Pro-Kopf-Konsum kletterte von 9 Kilogramm im Jahr 1961 auf zuletzt 20,3 Kilogramm für jeden Erdenbürger; so deraktuelle Fischereibericht 2020 der Welternährungsorganisation FAO.

Doch die Verteilung der Beute könnte unterschiedlicher nicht sein. In Ländern wie Äthiopien, Tadschikistan oder in der Mongolei werden nicht einmal ein Kilogramm Fisch pro Kopf und Jahr gegessen. In Island, Japan oder in kleinen Inselstaaten wie Kiribati ist der Konsum dagegen 100-mal höher mit fast täglich servierten Fischgerichten. Die Höhe des Fischkonsums ist vor allem eine Frage der Ernährungskultur und Geographie, Küstenländer haben engere Beziehungen zu Fisch und Seafood. Aber es ist auch eine Frage des Geldbeutels: Reiche Länder essen mit 24,4 Kilogramm pro Kopf und Jahr sehr viel mehr Fisch als Entwicklungsländer (19,4 kg) oder die am wenigsten entwickelten Länder (12,6 kg). In den reichen Industrienationen ist der Fischkonsum seit dem Peak im Jahr 2007 zwar leicht zurückgegangen, er blieb aber auf hohem Niveau.

Historisch betrachtet waren im 20. Jahrhundert Europa, Japan und die USA die mit Abstand größten Fischverbraucher. Vor 60 Jahren landete noch jeder zweite Fisch auf den Tellern der hungrigen Drei. Vorbei! Heute verzehren sie nur noch ein Fünftel des weltweiten Fischangebots, China ist jetzt die Nummer eins.

Für viele Konsumenten ist Fisch eine schicke Mahlzeit, für andere ist er überlebenswichtig. In Ländern wie Bangladesch, Kambodscha, Gambia, Ghana, Indonesien, Sierra Leone, Sri Lanka und in den kleinen Inselstaaten ist Fisch der wichtigste Eiweißlieferant. Umso problematischer ist die Plünderung der Fanggründe in den Küsten des Südens durch die Fischtrawler des Nordens. Die Organisation Brot für die Welt schreibt: „Nahrung aus den Weltmeeren muss als proteinreiches Angebot und zum Lebensunterhalt von Menschen im Globalen Süden erhalten bleiben. Während der Fischkonsum bei uns zum Luxus werden könnte, darf es dazu in Entwicklungsländern niemals kommen, denn Fisch ist einer der wichtigsten Eiweißlieferanten für Millionen Menschen.“

Und die Schweiz?

In der Schweiz wird relativ wenig Fisch gegessen: Im Jahr 2020 verzehrte jeder Einwohner laut Statista  rund neun Kilogramm Fisch und Schalentiere, davon wurden 96 Prozent aus dem Ausland importiert. Trotz des kleinen Fischmarkts verzeichnete auch die Schweiz beim Fischkonsum in den vergangenen 25 Jahren ein kräftiges Wachstum von 60 Prozent. Lachs (3.300 Tonnen) und Crevetten (2.500 Tonnen) sind die beliebtesten Produkte auf Schweizer Fischtellern, dazu die „Fischknusperli“ aus verschiedenen Fischfilets.

Bei heimischen Süßwasserfischen ist die Forelle mit Abstand Spitzenreiter vor Egli und Zander. Viele Schweizer Kunden achten beim Fischkauf allerdings nicht auf die Herkunft und damit auch nicht auf Regionalität oder Nachhaltigkeit. Ihnen ist nicht bewusst, was Nachhaltigkeit bei Fischprodukten bedeutet, wie Schweizer Forscher herausfanden. Die 200 Fischerei- und Fischzuchtbetriebe der Schweiz erzeugen rund 1.700 Tonnen verkaufsfertigen Fisch bei einem Schlachtgewicht von 3.500 Tonnen. Rund 75.000 Tonnen Fisch- und Fischprodukte werden importiert. Mehr als die Hälfte des Fischverzehrs läuft in der Schweiz über die Gastronomie, die damit der wichtigste Abnehmer ist. In Deutschland lag der Fischkonsum zuletzt bei 13,2 Kilogramm pro Kopf, 79 Prozent des Verzehrs sind dort importiert worden.

Hoffnung auf ewiges Wachstum

Die Welternährungsorganisation FAO geht von einem weiteren Wachstum desglobalen Fischkonsums aus. Der Pro-Kopf-Verzehr soll bis 2030 auf 21,5 Kilogramm ansteigen, trotz der schnell wachsenden Weltbevölkerung. Bei bald mehr als achtMilliarden Menschen müssen die Wildfänge aus dem Meer und die Erträge ausFischzuchten unter immer mehr Köpfen aufgeteilt werden.

Weil der Wildfang schon lange stagniert, wird die Aquakultur zum wichtigsten Fischlieferanten mit immer größerer Bedeutung – und mit gewaltigen Problemen: 

– Die Fütterung der Zuchtfische mit Fischmehl und Soja ist nicht nachhaltig;((Link Changing Markets Studie))

– der Einsatz von Chemikalien und Arzneimitteln gegen Algen, Parasiten und Fischkrankheiten erreicht teilweise dramatische Ausmaße;

– Millionen Fische, die jedes Jahr aus den Netzgehegen entweichen, gefährden die Wildpopulationen.

– Ausbildung und Expertise der Betreiber von Fischzuchtanlagen sind oft unzureichend.

– Das Fischwohl ist in vielen Anlagen nicht gewährleistet.

Die meisten Fischesser scheint das wenig zu stören. Für sie sind nicht die Überfischung der Meere oder die Arzneimittelorgien der Aquakultur, sondern die Gräten das größte Problem.

Fisch ist aber nicht nur ein Luxusprodukt, auf das verzichtet werden sollte. Fisch ist auch ein zunehmend heikles Lebensmittel mit einem großen sozialen und ökologischen Rucksack.

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