Achtung: Satire!!!
Es kann der Frömmste nicht in Frieden leben, wenn es dem bösen Sitz-Nachbarn nicht gefällt!
Vielleicht wusstet Ihr gar nicht, dass Ihr es nicht wisst: Aber Sylt ist tatsächlich eine Kino-Insel! In der Westerländer Innenstadt zeigt ein Film-Tempel täglich Einheimischen und Touristen die neuesten Kintopp-Highlights. Das macht Sinn: Wenn draußen perfektes KIno-Wetter mit Wind, Regen und Sturm wütet, scheint der warme und trockene Saal-Sessel gleich nochmal so kuschelig und gemütlich zu sein. Herrlich! Doch eine unangenehme Unbekannte könnte uns einen Strich durch die Rechnung machen: Welche schrägen Vögel würfelt uns das Schicksal dieses Mal in die Sitzreihen? Spätestens während der Trailer-Show entscheidet sich der Verlauf der nächsten zwei Stunden. Wird es ein vergnügliches Bewegtbild-Feuerwerk – oder werden wir für die komplette Filmlänge in quälende Geiselhaft genommen? Der Countdown läuft, der Vorhang öffnet sich – Auftritt der Kino-Crasher!
3. Der Platz-Halter
Hurra, es gibt fast nur noch Kinos ohne Platz-Karten. Klasse, wenn man als Erster den Saal betritt, und sich dann für den Einheitspreis die besten Plätze schnappen kann. Blöd, wenn man erst zur Trailer-Show eintrudelt. Dann bleibt einem oft nur die vorderste Reihe – Nackenstarre inklusive! Doch was ist das? In der Mitte sind noch vier Sitze frei. Je zwei neben einem Typen, der seine Arme auffallend über die Neben-Sessel gelegt hat. Also los: Tapfer durch die gefüllte Reihe. Im Shuffle-Schritt. Alle zwei Sekunden beiläufig „´tschuldigung“ murmelnd. Doch schon beim Näherkommen sieht man sie – die Jacken, Smartphones oder Handtaschen. Sorgsam und sichtbar auf jede freien Sitzflächen drapiert. Ein dezenter Hinweis, der uns sagen soll: „Hau ab, hier ist besetzt!“ Aber die Hoffnung stirbt zuletzt. Die Frage – harmlos: „Sind die Plätze noch frei, mein Herr!“ Die Antwort – eine blanke Bloßstellung: „Bist Du blind und blöd? Da sitzen meine Kumpels. Kommen gleich. Zieh Leine, Bitch!“ Die Beleidigung sitzt – und ist auch noch so laut vorgetragen, dass sich der gesamte Saal nach uns umdreht. Also: Skandal vermeiden, Rückzug antreten. Alle zwei Sekunden beiläufig „´tschuldigung“ murmeln – und ab in die erste Reihe. Der Film startet, aber an Kino-Magie ist nicht zu denken. Jeder Blick nach hinten steigert unseren Zorn. Denn der dummdreiste Platz-Halter amüsiert sich mit ausgebreiteten Armen königlich. Allein! Mit obszön viel Bewegungs-Freiheit. Seine angekündigten „Kumpels“ lassen sich nicht blicken – bis zum Abspann nicht. Ein Wunder, wenn man hier vor Wut keine Darmverschlingung bekommt!
4. Der zurückgebliebene Spät-Checker
…ist die wohl erbärmlichste Spezies unter den Kino-Crashern. Nicht nur, dass er massive Probleme hat, dem Geschehen auf der Leinwand zu folgen. Er lässt den gesamten Saal auch noch lautstark daran teilhaben. Wenn er einen Gag, der etwa zehn Minuten vorher über die Leinwand geflimmert ist, endlich verstanden hat, informiert er gleich alle – ohne Ausnahme: „Ach so, der eine hat da vorhin ja mit der Frau gesprochen…!“ Wenn es nur der plötzliche Zuruf der Erkenntnis wäre. Aber es treibt einem vor lauter vorgelebter Stumpfsinnigkeit zusätzlich noch die Schamesröte ins Gesicht. Selbst-Demontage durch Beklopptheits-Outing! So richtig böse kann man dem zurückgebliebenen Spät-Checker aber dann doch nicht sein. Denn bei aller perfekt vorgetragener Nervtöterei, ahnt er noch nicht einmal, dass seine zeitversetzten Aha-Zurufe alle bis auf´s Blut reizen. Ein wenig Mitleid ringt es uns dennoch ab: Er weiß es einfach nicht besser.
5. Der Verräter
Wir alle kennen Darth Vader („Star Wars“), den zwielichtigen Tony Montana („Scarface“) oder Khan aus Star Trek 2 – ohne Frage die Champions League der Kino-Bösewichter. Doch Der Verräter schlägt sie alle – zumindest, wenn es um Hinterhältigkeit und Spaß-Bremsentum geht. Dieser verschlagene Kino-Crasher blökt fünf Sekunden vor jeder Leinwand-Pointe sein künstliches Schurken-Lachen durch den Saal. Hier und da kommentiert er wichtige Plot-Wendungen mit einem selbstverliebten „Jajajaja…genau!“. Er hat Macht – und das zeigt er uns „Unwissende“ auch permanent. Doch so viel „Mastermind“ steckt gar nicht dahinter: der Verräter kennt den Film bereits! Er hat ihn schon gesehen – vielleicht in der Nachmittagsvorstellung. Aber das allein reicht ihm noch nicht. Seinen „größten Coup“ spart sich der amöbenartige Urschlamm der Kino-Terroristen für das Ende des Streifens auf: Er verrät kurz vor Schluss das spannungsgeladene Finale des Films!!! Warum, zur Hölle nochmal, macht man denn das? Die Antwort ist ein kleiner Trost für uns Gebeutelten: Außerhalb des Kinosaals hat der Verräter offensichtlich nichts zu melden. Eine Lusche ohne Einfluss. Und wir bedauern ihn dafür – NICHT!
Ihr ahnt es schon – nächste Woche gibt’s noch mehr Kino-Crasher!!!