Sylter Schnack mit Claas-Erik Johannsen

Auf ein Fischbrötchen mit: Claas-Erik Johannsen

Der Hotelier Claas-Erik Johannsen ist Sylter durch und durch – kein Wunder, dass er mit Herzblut bei der Sache ist, wenn es um seine Insel geht. Ehrenamtlich engagiert er sich zum Beispiel für den Küstenschutz, Politisches wie den Marschbahnausbau oder als Vorsitzender des DEHOGA Sylt für die Belange des Hotel- und Gastronomiegewerbes. Seit Jahren ist er auch leidenschaftliches Mitglied der freiwilligen Feuerwehr Keitum. Man sollte meinen, dass der dreifache Vater damit reichlich ausgelastet sei. Von wegen. Unter Gastfreundschaft versteht Claas-Erik nämlich auch, sich jeden Freitag- und Samstagabend hinter den Tresen seiner Bar im Benen-Diken-Hof zu stellen – und sich höchstpersönlich um das Wohl seiner Gäste zu kümmern.

Warum lebst Du auf Sylt? Was hat Dich hergezogen?

Sylt ist meine Heimat, hier bin ich geboren und ziemlich tief verwurzelt. Meine Familie lebt tatsächlich schon ewig auf der Insel – unsere Ahnen lassen sich bis ins 17. Jahrhundert zurückverfolgen. Wir gehören übrigens zur dänisch-friesischen Minderheit, davon gibt es hier nicht so viele. Mein Herz schlägt also friesisch und dänisch. Auch den Benen-Diken-Hof in Keitum gibt es schon sehr lange, seit 1841. Damals allerdings noch nicht als Hotel und auch nicht im Besitz unserer Familie, die Johannsens haben den Hof erst Mitte des letzten Jahrhunderts gekauft, als Hotel wurde er Ostern 1973 eröffnet. Vor etwas mehr als 20 Jahren haben meine Frau und ich das Haus dann übernommen.

Weststrand oder Wattseite – gibt es für Dich eine Sylter Schokoladenseite?

Ich bin Keitumer! Also ganz klar Wattseite. Wobei natürlich auch der Weststrand sehr schön ist.

Verrätst Du uns Deinen Lieblingsplatz auf der Insel?

Ich habe gleich zwei Lieblingsplätze. Der erste ist der Fahrradweg zwischen Kampen und List, diese eine Stelle, von wo man die Dünen und beide Meerseiten auf einmal im Blick hat. Das ist einfach wunderschön. Mein zweiter Lieblingsplatz ist vorne in der ersten Reihe beim Königsreiten des Keitumer Ringreitervereins von 1920. Das Turnier findet immer im Juli, Sonntag nachmittags, statt und ist eins meiner Highlights im Sommer. Nächstes Jahr möchte ich selbst teilnehmen als Ringreiter. Zumindest ist so der Plan, mal schauen, ob es klappt

Was machst Du am liebsten, wenn Du frei hast?

Wenn ich frei habe, liebe ich es, mit dem Tourenrad über die Insel zu fahren. Außerdem gehe ich sehr gerne mit meiner Frau essen, zum Beispiel ins BeachHouse, ins La Pergola oder in die Strandoase. Wenn die freie Zeit reicht, besuche ich natürlich auch gerne unsere Kinder in Kopenhagen.

Welche der vielen Veranstaltungen auf der Insel besuchst Du persönlich am liebsten?

Ich mag das eher klassische Angebot, zum Beispiel die Kirchenkonzerte in Keitum, immer Mittwoch abends. Die sind wirklich sehr gut. Natürlich gehört auch das Verdensballett zu meinem jährlichen Highlights. Es ist schon toll, dass zu dieser Open Air-Veranstaltung Weltklasse-Tänzer auf unsere kleine Insel kommen. Auch die Jazzkonzerte im Kontorhaus Keitum sind wunderbar.

Gibt es eine Sylter Tradition, die Dir wichtig ist?

Oh, ja. Jede Menge. Ganz vorne das Biike-Brennen natürlich. Und den lebendigen Adventskalender in Keitum. Da öffnen im Dezember 24 Freiwillige jeweils an einem Tag ihre Türen für Besucher. Auch das traditionelle Weihnachtsessen mit den Senioren des DEHOGA Sylt ist immer wieder klasse. Das ist natürlich nicht für jeden zugänglich, ich darf selbst nur dabei sein, weil ich als Vorsitzender ja Gastgeber bin. Ringreiten gehört auch dazu, logisch. Etwas Besonderes ist auch der Reiterumzug vor dem Turnier. Er zieht – musikalisch begleitet – durch die Gemeinden der Insel und lädt in alter Tradition die Gäste zum Zuschauen in Keitum ein.

Wohin gehst Du nach Feierabend?

Ich hab’ ja immer erst sehr spät Feierabend, da hat nicht mehr viel auf. Ich mag dann zum Beispiel das Cheers.

Dein Tipp für Urlauber: Was sollte man auf keinen Fall verpassen, wenn man auf Sylt ist?

Wandern. In den Dünen (natürlich nur auf erlaubten Wegen), am Strand, am Wattenmeer über die Wiesen. Die Natur ist so herrlich hier, die muss man genießen. Und dann essen gehen, was trinken gehen. Es gibt so viele tolle Restaurants und Bars auf Sylt. Kurz gesagt: Natur und Genuss!

Wohin zieht es Dich, wenn Du selbst Urlaub hast?

Wir mögen Portugal, unter anderem weil wir da früher mal gelebt und gearbeitet haben. In Irland sind wir auch gerne, dort lebt meine Schwester. Insgesamt bleibe ich ganz gerne in Europa, meine Frau reizt aber durchaus auch die Ferne. Sie mag es warm und würde im Winter auch mehrere Wochen in den Süden ziehen. So lange  kann ich hier natürlich nicht weg. Bei den Städten liebe ich Berlin und Kopenhagen.

Was erwartest Du für die Zukunft von Sylt? Wie sieht die Insel Deiner Meinung nach in 20 oder 30 Jahren aus?

Also, ich gehe mal davon aus, dass weniger gebaut wird und es weiter unsere wunderbaren Naturschutzgebiete geben wird. Durch die engagierte Arbeit der Küstenschutz-Ingenieure wird die Insel ihre Form behalten, vielleicht sieht es an der südlichen und nördlichen Spitze ein bisschen anders aus. Was das Thema Touristik angeht, wird Sylt weiterhin eher Individualtouristen anziehen, die einen gewissen Anspruch an die Qualität haben. Allerdings befürchte ich, dass es irgendwann nur noch die großen Hotelketten geben wird. Die Großen werden die Kleinen verdrängen. Auch, weil die Sylter ihre Ländereien verkaufen. Da würde ich mir von den Kommunalpolitikern wünschen, dass sie mehr auf gewachsene Strukturen achten. Sonst gibt es irgendwann keine echten Sylter mehr.

Sylter Schnack mit Claas-Erik Johannsen

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